Toller / Fallada

UA2010
Mit Kevin Herbertz, Manuel Moser
Regie Tim Mrosek
Bühne Jasper Diekamp
Licht Katja Winke
Regieassistenz Eva-Maria Lüers
Premiere 17. September 2010
im Rahmen von Aufbruch vor der Barbarei
Nominiert für den Kölner Theaterpreis 2010
Gefördert durch das Kulturamt der Stadt Köln und das Ministeium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen
1939 erhängt sich Ernst Toller. 1947 stirbt Hans Fallada an Herzversagen. Zwei Leben in Deutschland, geprägt vom Kampf mit den Umständen der Zeit. Beispiele für die Fragilität der menschlichen Psyche im Kampf um das Überleben als Künstler und Mensch. Der eine Revolutionär, der andere Opportunist – gescheitert beide.
Zwei Schauspieler suchen nach Parallelen zwischen Toller und Fallada: In ihrem Werk, den zahllosen Romanen, Dramen und besonders in den autobiographischen Schriften. Und sie suchen nach Parallelen zwischen den beiden Schriftstellern und sich selbst. Als Künstler in Deutschland, über ein halbes Jahrhundert später. Im Hinterzimmer der Postmoderne reden sie sich um Kopf und Kragen, als ob es um ihr Leben ginge. Geht es ja wahrscheinlich auch…

 

Presse:
„Kein Stück, eher ein Dialog, der den Zustand unserer Zeit vermisst im Blick auf eine andere Epoche und auf zwei Künstler (…). Zwei gegensätzlichere Charaktere mag man sich kaum vorstellen: Hier der resignierte Revolutionär und dort der resignierte Opportunist. Mrosek (…) interessierte sich einfach für diese beiden verzweifelten deutschen Existenzen, und er steckt uns mit seinem Interesse an. (…) Eine großartige Eröffnung, sehr witzig, sofort am Thema. Herbertz und Moser erzählen lässig von den historischen Persönlichkeiten, und sie füllen mit ihren Dialogen den schrägen Bühnenraum von Jasper Diekamp. (…) In ihrer fragmentarischen Offenheit ehrlich, verspielt und mitunter sehr komisch, verhaken sich die Dialoge der beiden immer wieder in der Gegenwart (…). Fulminant wird das Theater selbst als Medium thematisiert, das zwischen Konvention und lebendigem Erkenntnisinstrument nach Lust und Laune benutzt werden kann (…). Ein Talent wie Tim Mrosek hat die Szene lange nicht mehr hervorgebracht; von ihm wird man noch hören.“ (Thomas Linden in der Kölnischen Rundschau)

 

„Herausragende Inszenierung (…). Zum Glück lassen Mrosek und seine beiden Schauspieler beim gemeinsam erarbeiteten Stück alle Hemmungen fallen. (…) Vermessen? Maßlos! (…) Wie das Kabarettprogramm zweier Komplettspinner. Könnte man meinen. Aber es geht um etwas. (…) Um mögliche Haltungen zu diesem schönen, schrecklichen, unmöglichen Land (…). Jederzeit, dieses Gefühl vermittelt Mrosek dem Zuschauer, könnte auch dieser Abend aus dem Ruder laufen, die Darsteller die Bühnenschräge herunterpurzeln, den mit Holzpfosten angedeuteten Käfig des Bühnenbildners Jasper Diekamp verlassen. Tatsächlich aber ist die Inszenierung ebenso streng wie sie witzig ist. Man könnte auch sagen, der rhythmische Wechsel zwischen Übermut und Genauigkeit erzeugt hier die Komik und diese Komik erzeugt Verstehen und ein rotziges Sich-Verorten im Raum, ob der nun Deutschland, Köln oder die Bühne ist. Tim Mrosek, so viel ist sicher, hat sich mit dieser Arbeit einen Platz erobert. Nämlich den an der Spitze der Freien Szene Kölns, als deren größtes und originellstes Talent er sich fühlen darf.“ (Christian Bos im Kölner Stadtanzeiger)

 

„Brisanter Stoff für ein Theaterprojekt (…). Die Spieler (…) bringen das ganze Panorama der Zwanziger, Dreißiger Jahre unangestrengt auf die Bühne: Picasso und Brecht, Hitler und Freud, Stummfilm und Dolchstoßlegende…
Ohne jede Frage gut sind die Darsteller Kevin Herbertz und Manuel Moser: reaktionsschnell, konzentriert und brennend engagiert für die Dichter, die sich in Deutschland nicht zu helfen wussten.“ (Ulrike Gondorf in der akT)