Torquato Tasso
Schauspiel von Johann Wolfgang von Goethe
Ein Blick in die Abgründe der allzu erträglichen Leichtigkeit des Seins Torquato Tasso von Johann Wolfgang von Goethe – wie blutleer, wie hölzern erscheint dieser Klassiker doch neben seinen Geschwistern Faust, Iphigenie oder Goetz.
3453 Verse lang stehen Menschen auf der Bühne, und nur ein einziges Mal (und das auch erst kurz vor Schluss) passiert etwas, beschreibt Goethe eine wirkliche, eine (zwischen)menschliche Handlung. Bis dahin und auch danach: Worte. Schöne Worte. In Koproduktion mit der Studiobühne Köln durchbricht der zweimalige Theaterpreisträger c.t.201 diese starre Hülle – und entdeckt einen Vulkan, unmittelbar vor dem Ausbruch. Die schöne heile Welt von Belriguardo birgt Tiefen, Sehnsüchte und Wahnwitziges. Und mit jeder neuen Szene reißt der sichere Boden mehr und mehr auf, öffnet sich ein Abgrund, blicken wir in die Seelen und die verworrenen Pfade menschlicher Existenzen hinein:
Der zweifelnde Dichter, der sich an allem reibt, das sich ihm wohlwollend nähert und ihn wohlwollend nährt. Eine Prinzessin, die um jeden Preis die sie umgebende Harmonie aufrecht erhalten will. Ihre vermeintlich beste Freundin, die tatsächlich eine umtriebige Intrigantin zu sein scheint. Und der weit gereiste Machtmensch, dem alles daran gelegen ist, den penetrant irrlichternden Dichter in die Schranken zu weisen. Zwischen diesen Vieren entspinnt sich ein Spiel um nichts Geringeres als die Wahrheit. – Doch jeder von ihnen hat so seine eigene Version der Wirklichkeit und der Dinge, die in ihr sind. Und dann bricht der Vulkan tatsächlich aus und zeigt uns Goethes „Tasso“ als Drama über Versagen und Verdrängung, über Sein oder Nichtsein, als Gratwanderung auf der schmalen Grenze zwischen Genie und Wahnsinn, als abwärts führende Spirale hin zum Licht der Erkenntnis – als Stück über ein Gewaltverbrechen.
Aber wer ist eigentlich der Täter? Und wer das Opfer?
Bildhaft und musikalisch seziert c.t.201 diesen „Tasso“, mit unbändiger Lust an der Sprache.
Ein Experiment.
Presse:
„“Torquato Tasso“ als leichtes Spiel mit Witz und Ironie. … Es wurde ein „Tasso“ der Überraschungen. Kobboldt und Mrosek servieren ihn als Komödie, verpassen ihm einen tödlichen Schluß und präsentieren mit Lea Kaiser die Schauspielentdeckung der Saison. Verblüffend wirkt vor allem die kühne Volte, aus einem Männerstück eine Frauenangelegenheit zu machen. Und: sie funktioniert. … Es zieht sich ein herzlich ironischer Ton durch die Inszenierung.“ (Thomas Linden in der Kölnischen Rundschau)